Interview mit Mike Krüger

Aug 26, 2024 | Interviews

Herr Krüger, wie geht es Ihnen heute?

Sehr gut. Ich bin 72, habe eine gute Rente und trete, wenn ich Lust dazu habe, immer noch mal hier und da im TV auf.

Wie hat Ihre Kindheit und die Erfahrungen, die Sie gemacht haben, Ihre Sicht auf Humor und Ihre Herangehensweise an schwierige Situationen geprägt?

Ich habe sehr früh meine Mutter verloren und war ein sehr aufsässiges Kind. Das führte dazu, dass ich im Internat landete. Dort und auch in der Schule hat man viele Freunde, wenn man es schafft zwischendurch mal alle zum Lachen zu bringen.

Sie haben gesagt, dass Lachen viel helfen kann, besonders in traurigen Momenten. Könnten Sie uns ein Beispiel aus Ihrem Leben geben, wo Humor Ihnen geholfen hat, eine Herausforderung zu bewältigen?

Vor kurzem ist einer meiner besten Freunde gestorben und ich habe versucht in der Rede, die ich auf ihn gehalten habe, auch lustige Erinnerungen einzubauen. Es war dann sehr hilfreich bei meinem Vortrag in die lachenden, glücklichen und erleichterten Gesichter der Trauernden zu schauen.

Ihre Karriere begann auf kleinen Bühnen und in Kneipen. Welche Lehren haben Sie aus diesen Anfängen gezogen, die Ihnen auf Ihrem Weg geholfen haben?

Lehren, die viele junge Kollegen heute gar nicht mehr machen können weil sie nicht mehr die Möglichkeit haben in kleinen Clubs live aufzutreten. Eine Lehre ist zum Beispiel – wenn die Zuschauer nicht lachen liegt es nicht an den Zuschauern, sondern an deinem Gag.

Sie waren in verschiedenen Fernsehsendungen und Filmen erfolgreich. Gibt es einen besonderen Moment oder eine besondere Erfahrung aus Ihrer TV- und Filmkarriere, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Aus vielen gemeinsamen TV Shows, aber hauptsächlich aus unseren Filmen ist meine Freundschaft zu Thomas Gottschalk geblieben.

Wie würden Sie Ihren Humorstil beschreiben und was denken Sie, macht einen Witz wirklich gut?

Ich würde meinen Humorstil als norddeutsch, trocken bezeichnen. Ein guter Witz zeichnet sich, wenn möglich, durch ein Wortspiel und eine überraschende Pointe aus. Beispiel:

Kommt ein Schornsteinfeger in die Kneipe. Sagt der Wirt: Der geht auf`s Haus!

Sie sind seit 1976 mit Ihrer Frau Birgit verheiratet. Welche Rolle spielt Ihre Partnerschaft bei Ihrem Erfolg und Ihrer Bodenständigkeit?

Meine Partnerschaft spielt die Hauptrolle. Denn meine Frau hat dafür gesorgt, dass ich als junger Mann auf dem Boden geblieben bin. Wenn man mit 24 einer der erfolgreichsten Künstler in Deutschland ist, kann man sehr leicht abheben. Meine Frau hat sich außerdem um alles Finanzielle gekümmert, war eine tolle Mutter, meine Freundin und meine Geliebte. Mehr geht nicht.

In einer sich ständig verändernden Unterhaltungslandschaft, wie bleiben Sie Ihren Werten und Ihrem Humor treu?

Das ist ganz einfach. Man darf sich einfach nicht ändern.

Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben, die davon träumen, eine Karriere in der Unterhaltungsbranche zu machen?

Versuche dich aus dem „Reality TV“ rauszuhalten, wirf dein Handy weg und lerne ein Handwerk.

Wie hat sich Ihr Humor im Laufe der Jahre entwickelt und wie gehen Sie damit um, wenn sich der Humor des Publikums ändert?

Der Humor hat sich, so wie alles, weiter entwickelt. Es gibt sehr viele wirklich gute junge Kollegen zB. Mario Barth, Chris Tall, Atze Schröder, Meltem Kaptan und viele andere. Das Problem ist, wie mit dem Humor umgegangen wird. Wenn der WDR in seiner Mediathek vor alten Shows von meinem Freund Otto Waalkes Warnhinweise schaltet, dann läuft einiges schief in diesem Land.

Was sind Ihre nächsten Projekte und was können wir in Zukunft von Ihnen erwarten?

Ich habe einen sehr erfolgreichen Podcast mit meinem Kumpel Thomas Gottschalk zusammen. Der wird hoffentlich weiter gehen und auf meinem YouTube Kanal werde von Zeit zu Zeit immer mal wieder ein neues Video und einen neuen Song veröffentlichen. Der Song „Alter weißer Mann“ hat es sogar auf Platz 1 in den YouTube Charts geschafft.

Haben Sie schon von therapeutischem Humor gehört?

Nein, aber ich kenne einige Therapeuten mit viel Humor.

Herr Krüger, vielen Dank für Ihre Zeit und Unterstützung. Wir wünschen Ihnen alles Gute. Und es geht heiter weiter