Bericht von Renate Wrasse

Aug 26, 2024 | Beiträge, Uncategorized

KommunikationsCoach (IP Seminare Ingeborg Plößer)

Kontaktstudium der Supervision an der Universität Hannover und bei der Deutschen Angestelltenakademie (DAA)

Erwachsenenbildnerin

Lachyogatrainerin ( nach Dr. M. Kataria, bei Alex Bannes)

(Ein Beitrag von Renate Wrasse, Jahrgang 1958, Supervisorin, Lachtrainerin, Humorberaterin / HCDA, Facilitatorin für Lachtanz/Dr. M. Kataria/Heike Müller, Entertainerin für 3 Enkelkinder)

So oft höre ich die Frage:“ Wie bist du eigentlich zur Humorarbeit gekommen?“ Und ich gebe mir selbst und den Fragenden eine Antwort, die in etwa so lautet:

Meine Arbeiterkindjugend war wild. Inmitten meiner kleinen Stadt in der Lüneburger Heide spielten wir in Hinterhöfen, verwilderten Gärten und belebten Straßen, durch die zu Manöverzeiten Panzer von einem Truppenübungsplatz zum anderen fuhren.

Familienfeste gab es viele. Vielleicht waren es gar keine Familienfeste, sondern einfach das, was heute Party heißt.

Als Kind erlebte ich die Erwachsenen auf diesen Feiern immer ausgelassen und fröhlich. Damals unterschied ich nicht zwischen einer natürlichen Fröhlichkeit und einer Ausgelassenheit mit verschiedenen alkoholischen Getränken. Ich liebte das Lachen, das schunkeln und das singen.

Als junge Erwachsene fragte ich mich, ob mir die Freude am Lachen damals antrainiert wurde. Nach dem Motto: Fröhlichkeit und lachen lernt man, wenn andere es dir vormachen.

Ja, na klar, weiß ich heute, eine gute Stimmung und das Lachen hängt auch von Resonanz ab.

Früher, wenn alle zusammensaßen, ging mein Großvater irgendwann aus dem Raum. Es stellte sich meistens eine erwartungsvolle gedämpfte Atmosphäre ein.

Er kehrte zurück. Ausgestattet mit einer Requisite. Mal war es ein auffallend zurechtgemachter Hut, ein löchriger Regenschirm, ein buntes Kopftuch, eine Perücke oder eine lustige Brille. Es herrschte Stille und selbst uns Kindern musste kein leise sein signalisiert werden.

Ihm galt die Aufmerksamkeit und alle, die im Raum waren, wussten, dass es lustig wird. Er sang, schnitt Grimassen, tanzte und benutzte Stühle und Tische, um mit kleinen akrobatischen Einlagen, das komödiantische zu unterstreichen.

Mein Großvater war Jahrgang 1899 und hat sehr früh erkannt, dass eine Gemeinschaft, in der gelacht wird, mit einem unsichtbaren Band zusammengehalten wird. Bevor es 1933 in Deutschland dunkel wurde, hat er mit Freunden Komödien und politisches Cabaret gespielt.

Das alles habe ich erst als Teenager begriffen. Erst als ich in einem Theaterstück eine schrullige alte, keifende Vermieterin spielte und sich die Zuschauer vor Lachen die Bäuche hielten, habe ich mit meinem Großvater darüber gesprochen.

Seine Ernsthaftigkeit und sein Humor, die Scheu und manchmal auch die Angst, nach vorne zu gehen, sich zu zeigen, auszusprechen, was andere sich nicht trauen, eine Rolle auszufüllen, die Menschen zum Nachdenken und zum Lachen zu bringen, all das wollte ich tun und sein.

Natürlich geschah erstmal eher nichts von meinen wirklichen Träumen. Erst als ich vor 18 Jahren nach einem vergnüglichen Abend mit Freunden, (wirklich ohne Alkohol), mit einem Gefühl von Beschwingtheit und beginnendem Bauchmuskelkater, am nächsten Tag den Begriff “LACHEN“ in die Suchmaschine meines PC eingegeben habe, begann die Entwicklung Fahrt aufzunehmen.

Mit meiner Ausbildung zur Lachyoga Trainerin bei Alex Bannes und der Weiterbildung zur Humorberaterin bei der HCDA haben sich viele Knoten gelöst. Besonders lange nachgeschwungen sind die Seminarinhalte von Torsten Fuchs.

„Der Clown in dir“ hat nachhaltig gewirkt und ich profitiere heute noch von einigen Sequenzen.

In dem Bestseller von Axel Hacke:“ Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte“ schreibt er:“ Ich möchte ein heiterer Mensch sein. Manchmal gelingt mir das. Oft nicht. Es gibt Tage, an denen mir die Dinge leichtfallen und das Leben etwas Schwebendes hat. Es gibt andere.“

Beim Lesen kamen mir die Gedanken zu meinem persönlichen Weg in die Heiterkeit und ich stellte fest, viele Situationen kann ich nicht verändern. Auch ich bin wütend, traurig und unzufrieden. Mit den Möglichkeiten des humorigen Perspektivwechsels, habe ich das beste Handwerkszeug meine Resilienz zu stärken und andere, wenn sie es wollen, daran teilhaben zu lassen.

Die Angebote, die ich zum Thema Humor und Lachen anbiete, werden mit zunehmendem Interesse angefragt. In meinen Workshops und teilweise auch in den Supervisionen finden Spiele, auf die sich auch Geschäftsführende gerne einlassen, mit Requisiten wie Hüte (Wer hat den Hut auf?) oder abgeschnittenen Hemdsärmeln (es gilt diese aufzukrempeln!), ein nicht zu unterschätzendes Zeitfenster.

Mit Humor- und Lachstunden arbeite ich in 2 Kliniken, wobei das Lachyoga und der Lachtanz die Hauptelemente sind.

Menschen für lachende Momente zu begeistern, ihnen die Möglichkeiten, ihr eigenes Lachen spielerisch im Austausch mit anderen, oder für sich alleine wieder zu entdecken, das sind starke Antreiber in meiner Arbeit.

Die Humorberaterausbildung hat mir dafür eine große Ideenvielfalt aufgezeigt.

Der Erfolg im täglichen Tun und die Reflexion und Auseinandersetzung mit Teilnehmenden aus unterschiedlichsten Berufsfeldern und Patienten mit diversen Befindlichkeiten, sind für mich wie ein Energie(lach)Rad. Mal schneller, mal langsamer.

Wenn ich die Augen schließe und an meinen Großvater denke, der mit über 80 Jahren so viel zur Erheiterung der Menschen beigetragen hat, freue ich mich darauf, dass ich noch viel bewirken kann.

Und nicht nur ich, sondern alle, die sich mit Humor (in der Beratung und Verbreitung) beschäftigen. Es ist ein großartiges Arbeitsfeld.

Der Humor und das Lachen bereichert mein Leben und allen, die mich fragen, wie ich dazu gekommen bin, erzähle ich diese Geschichte.

Renate Wrasse