Interview mit Gundula Gause

Aug 26, 2024 | Interviews

Welche Qualitäten schätzen Sie besonders an Nachrichtenmoderatoren oder einer Nachrichtenmoderatorinnen?

Journalistische Autorität, ehrliches Erkenntnisinteresse, absolute Objektivität, sprachliche Präzision, professionelle, zurückhaltende Präsentation und oberstes Gebot: höchste Korrektheit bis ins letzte I-Tüpfelchen. Kurz: Authentizität und Verlässlichkeit.

Wie wichtig ist Humor für Sie im Alltag?

Ein Leben ohne Humor ist möglich – aber schwierig. Also freue ich mich über jede Situation, die Humor und Komik zulässt und damit zumindest ein Lächeln ermöglicht. Die Lage ist ernst genug.

3. Glauben Sie, dass Humor eine positive Rolle in schwierigen Zeiten spielen kann?

Auf jeden Fall! Gewissermaßen ist Humor oft die einzige Lösung. Sonst könnte man ja verzweifeln.

Welche globalen Herausforderungen beunruhigen Sie am meisten?

Kriege und militärische Auseinandersetzungen, die immer auch Zivilisten treffen. Dazu: eine Politik, die nicht dem friedlichen Miteinander von Gesellschaften dient, sondern nur kleinen Zirkeln. Machtstreben um der Macht willen. Korruption im Großen wie im Kleinen. Also beunruhigen mich auch Oberflächlichkeit, Egoismus und Materialismus.

Wie gehen Sie persönlich damit um, wenn Sie negative Nachrichten lesen oder hören?

So sachlich wie möglich. Leider ist es ja systemimmanent, dass Nachrichten grundsätzlich eher negativ sind. Wie oft bekomme ich den Wunsch nach guten Nachrichten zu hören… So versuche ich, jeden Tag aufs Neue auch positive und konstruktive Meldungen zu transportieren. Beispielsweise kann ein Haushaltsstreit auch auf der Suche nach Kompromissen fußen. Und ein guter Kompromiss dient allen Seiten.

Haben Sie Strategien, um sich vor Informationsüberlastung zu schützen?

Da fragen Sie die Richtige! Tatsächlich treibt mich ein intrinsisches Interesse. Als Nachrichtenjournalistin brauche ich rund um die Uhr Informationen, bin viel online und lese, höre und schaue, was ich nur kann. Allerdings spüre ich, wenn’s mal zu viel ist… und mache dann mal Pause. Eine Gause-Pause ist aber immer recht kurz…

Was sind für Sie die erfüllenden Aspekte Ihrer Arbeit oder Ihrer täglichen Aktivitäten?

Sehr gerne stelle ich mich in den Dienst von Abläufen und Teams. Das menschliche Miteinander in Frieden und Harmonie liegt mir am Herzen. Im Kleinen wie im Großen! So arbeite ich gerne in den Teams des heute journals oder der heute-Redaktion an der Erstellung von Sendungen und bin zufrieden, wenn wir gute und neutrale Berichterstattung realisieren. Da sind zum Beispiel auch die Kontakte und der Austausch mit unseren Korrespondenten und Autoren in den Landesstudios sehr erfüllend. Zugleich könnte ich nicht glücklich sein, wenn bei meiner Familie inklusive aller pflegebedürftigen Mitglieder etwas im Argen läge. Also wirbele ich hier und dort – und bin darüber recht froh.

Wie finden Sie Motivation, wenn Sie vor Herausforderungen stehen?

Zunächst: „Ruhe bewahren und Sicherheit ausstrahlen.“ Dazu habe ich die Worte meiner verstorbenen Mutter im Ohr: „Mach‘  Alles so gut wie es nur geht.“ Und mir hilft es, komplexe Angelegenheiten in kleine, zu bewältigende Schritte zu zerlegen, die dann, Einer nach dem Anderen, abgearbeitet werden können.

Wie sehen Sie Ihre Verantwortung als Individuum in Bezug auf gesellschaftliche Angelegenheiten?

Hier kommt nun ein „Hoch auf das Ehrenamt“! Erinnern wir uns an 1961, an Kennedys „Fragt nicht, was Euer Land für Euch tun kann – fragt, was Ihr für Euer Land tun könnt.“ Wir haben hier in Deutschland das große Glück – bei allen aktuellen Problemen – in Frieden und Freiheit leben zu dürfen. Dies gilt es zu erhalten, so wie es im Übrigen Millionen von Menschen in Deutschland machen – mit ihrem Engagement für Junge und Alte, für Hilfsbedürftige und Kranke oder auch für Zugezogene.

Glauben Sie, dass Nachrichtensprecher*innen eine Verantwortung haben, die über das reine Vermitteln von Informationen hinausgeht?

Das muss Jeder und Jede für sich selbst entscheiden. Ich weiß von vielen Kollegen, Kolleginnen und von Menschen, die in anderer Form in der Öffentlichkeit stehen, dass sie sich über ihre eigentliche Arbeit hinaus engagieren. Für mich gehört eine solche Verantwortung ganz einfach dazu.

Welchen Quellen vertrauen Sie besonders?

Allen seriösen Medien, allen Nachrichtenagenturen sowie allen Verlagshäusern, die Qualitätsjournalismus betreiben und im Team, wie z.B. im öffentlich-rechtlichen Bereich, die Vorzüge einer selbstkritischen Distanz und des gegenseitigen Check-ups nutzen. Und natürlich vertraue ich auch wissenschaftlichen Publikationen, die sehr lehrreich sind, auch wenn sie vielleicht nur eine Sicht der Dinge spiegeln. Denn das Gesamtbild ist nur sehr selten monoperspektivisch, sondern meistens differenziert.

Inwiefern engagieren Sie sich persönlich für Themen, die Ihnen am Herzen liegen?

Für die Möglichkeiten zu meinem ehrenamtlichen Engagement bin ich sehr dankbar. Drei Beispiele: seit mehr als 20 Jahren bin ich als Protestantin Schirmherrin des katholischen Hilfswerks missio, weil ich von der Relevanz des christlichen Glaubens überzeugt bin. Außerdem darf ich seit etwa 10 Jahren die Schirmherrschaft über den Menschenrechtspreis der Stadt Weimar mit Grußworten oder Laudationes innehaben. Und im medizinischen Bereich unterstütze ich seit 2009 die „Woche des Sehens“, eine Initiative der Christoffel-Blinden-Mission, der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und anderer Partner, die mit dieser Informationskampagne Augenerkrankungen und Erblindung verhüten wollen. Als Fernsehfrau bin ich in Bezug auf den Erhalt des Augenlichts besonders sensibel.

Wie können Menschen Ihrer Meinung nach dazu beitragen, positive Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen?

Positiv denken – und Ideen für ein gutes Miteinander auch umsetzen. Kurz: Engagement.

Haben Sie Erfahrung mit therapeutischem Humor, und wie bewerten Sie seine mögliche Wirkung?

Ich persönlich habe dabei keine eigene Erfahrung, kann mir aber gut vorstellen und hoffe, dass insbesondere depressiv veranlagte Menschen auf diesem Weg Strategien erlernen, um so aus schlechten Phasen herauszukommen. Wenn ich von einer solchen Krankheit betroffen wäre, würde ich mir therapeutische Hilfe suchen, in der Hoffnung auf im besten Fall: ein Leben in Balance, mit allen Tiefen und Höhen.

Glauben Sie, dass Humor eine Rolle bei der psychischen Gesundheit

Auf jeden Fall. Zumindest wünsche ich mir das – für uns Alle!