Interview mit Oliver Kalkofe

Aug 26, 2024 | Interviews

Herr Kalkofe, wie geht es Ihnen heute?

Danke, sehr gut, ich bin zufrieden.

Was bedeutet für Sie Humor im Alltag?

Ich habe immer versucht, das Leben und mich selbst nicht zu ernst zu nehmen. 

Es kann sehr hilfreich sein, dem Wahnsinn des Alltags nicht mit Wut, Empörung und Verzweiflung, sondern in erster Linie mit Humor zu begegnen. 

Haben Sie schon einmal von Therapeutischem Humor gehört?

Humor hat für mich immer auch etwas Therapeutisches.

Wo sehen Sie die positive Wirkung von Humor?

Lachen tut gut, macht frei und glücklich. Über eigene Fehler auch Lachen zu können, macht angebliche Probleme oft viel weniger schwer. Zudem kann Humor, Satire und Comedy helfen, die Absurditäten des Alltags zu analysieren und zu begreifen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich das alles auch therapeutisch sehr gut einsetzen lässt.

Wie sind Sie durch die Covid-Pandemie gekommen?

Ich hatte das große Glück, nicht so sehr auf Live-Publikum angewiesen zu sein, sondern mehr am Schreibtisch und vor der Kamera zu arbeiten. 

So konnte ich selbst die Zeit des Lockdowns immer gut zum Schreiben nutzen. Vielen anderen Künstlern ging es aber leider wesentlich weniger gut.

Wie nutzen Sie Humor?

Humor ist für mich größtenteils eine Einstellungssache. Man muss ihn nicht nur haben, man muss ihm die Möglichkeit zum Entfalten geben und sich trauen, ihn auch zu benutzen.

Der Erfolg auf der Bühne gibt Ihnen Recht. Wie erarbeiten Sie Ihre humoristischen Beiträge?

In erster Linie die Überraschung, man darf die Pointe nicht wirklich kommen sehen. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die jahrelang über die immer gleichen und bereits bekannten Witze lachen können.

Wie sehen Sie den Humor Ihres Publikums?

Humor ist wesentlich vielschichtiger und vielfältiger geworden. Die Menschen haben inzwischen gelernt, auch zu lachen, wenn dies nicht vorher angekündigt wird, Lustiges und Ernstes kann parallel existieren und miteinander verknüpft werden. Die reine Form des Witze-erzählens oder Sketche-spielens findet man nur noch selten.

Ihre Gedanken zur Politik?

Je komplexer das Leben und die politische Weltlage wird, und je mehr Empörung, Aufregung und aufgestaute Wut in der Bevölkerung herrschen, desto bedeutender wird die Satire. Gerade heute ist sie wichtiger denn je.

Gibt es bei Ihnen Grenzen beim Humor?

Humor sollte nicht bewusst Menschen verletzen oder beleidigen, aber dennoch darf man ihm keine Grenzen setzen. Grundsätzlich muss man jedes Thema auch humoristisch bearbeiten können, es kommt aber immer auf die Herangehensweise an. Tod und Krankheit sind per se nicht lustig und über einen schmerzhaften Verlust gibt es auch erst einmal nichts zu lachen – aber über den gesellschaftlichen Umgang mit dem Tod oder die Reaktionen auf eine Krankheit kann man sehr wohl Scherze machen oder ironisch damit umgehen, um mal ein Beispiel zu nennen. 

Wie gehen Sie damit um, wenn Humor doch einmal jemanden verletzt?

Für mich war es immer wichtig, den Kern einer Geschichte zu erforschen und mich nicht über die Opfer, sondern höchstens über die Umstände lustig zu machen. Ich habe auch in meinen Parodien stets versucht, nicht die Menschen als Privatpersonen an sich lächerlich zu machen, sondern ihr öffentliches Auftreten oder die Aussagen zu kritisieren. Ich glaube, meistens hat das auch funktioniert, selbst wenn vielleicht einige Betroffene es mitunter anders gesehen haben mögen.

Was denken Sie, wo man Humor am wirksamsten einsetzen kann?

Wenn man beispielsweise über komplexe Probleme oder Kontroversen lachen kann, so hilft das auch dabei, diese besser zu verstehen und vielleicht aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Mit den Mitteln des Humors kann man oft Dinge sagen, die sich auf ernsthafte Art nur schwer erklären lassen – und unbequeme Wahrheiten tun dadurch manchmal auch weniger weh. Humor ist generell ein ganz wunderbarer Krisenbewältiger und wird leider viel zu selten als solcher genutzt.

Wie setzen Sie den Humor ein?

Comedy soll in erster Linie die Menschen zum Lachen bringen und nicht belehrend unterwegs sein. Aber Nachdenken und Mitfühlen ist dennoch erlaubt. Im besten Fall regt man das Publikum gleichzeitig zum Lachen und Denken an, ohne dass es das wirklich bemerkt. 

Wie gehen Sie damit um. Wenn Ihr Humor bei Ihrem Publikum nicht ankommt?

Ich bin mir dessen bewusst, dass nicht jeder über meinen Humor lachen kann oder will, das ist jedem selbst überlassen. Wie jeder Künstler kann ich nur etwas anbieten und hoffen, dass es genügend Menschen gibt, die sich über das Angebot freuen und annehmen. Wer meinen Humor kritisiert, darf dies natürlich tun, ist allerdings doof und stinkt. 

Welchen Rat geben Sie jungen Kabarettisten, die am Anfang ihrer Karriere stehen?

Lasst Euch nicht von anderen sagen, wie Ihr lustig sein sollt und schaut nicht danach, was bei anderen erfolgreich war, sondern macht nur das, worüber Ihr auch selber lachen würdet. Und schaut vorher, ob Ihr denn wirklich nichts anderes könnt – hauptberuflicher Humorfacharbeiter ist weniger lustig als es aussieht!