Dominik Kuhn ist ein deutscher Produzent, Regisseur, Sprecher, Komiker, Musiker und Übersetzer. Er ist Inhaber der Firma Starpatrol Entertainment
Vorbemerkung: Ich heiße tatsächlich nicht „Dodokay“ – das ist eine Kunstfigur für die Comedy und finde die Anrede bei so etwas immer etwas strange, daher war ich so frei, das in der ersten Frage zu ändern.
Herr Kuhn, Sie sind bekannt für Ihre vielseitigen Tätigkeiten als Produzent, Regisseur, Sprecher, Komiker, Musiker und Übersetzer. Wie kam es dazu, dass Sie in so vielen unterschiedlichen Bereichen tätig sind?
DK: Ich war einfach mein Leben lang schon immer vielfältig interessiert und hatte schon seitens des Elternhauses das Glück, meinen Interessen frei folgen zu können. Das habe ich mein Leben lang auch so beibehalten und es auch einigermaßen hinbekommen, zumindest alle meine Interessen innerhalb der Unterhaltungsbranchen in mein Berufsleben zu integrieren.
HM: Welche Bedeutung hat Humor für Sie im Allgemeinen, und wie hat er Ihren beruflichen Werdegang beeinflusst?
DK: Auch wenn ich mir darüber nie bewusst Gedanken gemacht habe, so ist gehört für mich eine humorvolle Herangehensweise an Dinge – wo angebracht – dazu. Das heißt nicht, dass ich bei jeder Gelegenheit herumblödeln muss oder mit die Ernsthaftigkeit im Leben fehlt, aber bei mir kann es auch in brenzligen Situationen schon mal passieren, dass mich der schwarze Humor überkommt. Darum ist es wahrscheinlich wenig überraschend, dass ich irgendwann mal nebenbei Comedian geworden bin.
Haben Sie schon einmal von therapeutischem Humor gehört, und wenn ja, welche Rolle spielt er Ihrer Meinung nach in der Gesellschaft?
Ich hab davon gehört, mich aber nie in der Tiefe damit beschäftigt. Da Humor aber glücklich macht – behaupte ich jetzt mal – und damit die Ausschüttung von Glückshormonen auslöst, erschließt sich mir die therapeutische Wirkung. Welche diese in der Gesellschaft eine Rolle spielt, kann ich mangels Beschäftigung damit nicht sagen.
Wie gehen Sie persönlich mit Krisen um, sei es beruflich oder privat?
Krisen gehören zum Leben dazu, und ich persönlich versuche nicht davon wegzulaufen, wenn sie mal da sind. Damit meine ich, dass ich mich dem Problem stelle und es nicht durch Verdrängen oder Ablenkung ignoriere. Schlechte Zeiten – sofern sie nicht direkt lebensbedrohlich sind – gehen auch wieder vorbei, und aus meiner Sicht schneller, wenn man sich damit auseinander setzt.
Wenn Sie Kritik von Ihrem Publikum erhalten, wie reagieren Sie darauf? Nehmen Sie sie ernst, oder halten Sie sie eher für eine Quelle der Inspiration?
Wenn Kritik ernst zu nehmen oder konstruktiv ist, höre ich sie mir gerne an und denke darüber nach. Leider ist im Zeitalter von Social Media der größte Teil geäußerter Kritik unfundiert und unsachlich, weil nur von Geschmack motiviert, gepaart mit dem Drang, unbedingt etwas sagen zu müssen. So etwas erreicht mich emotional null und ich gehe auch nicht darauf ein.
Welche Rolle spielen kulturelle Unterschiede in Ihrem Humor? Gibt es Unterschiede in der Art und Weise, wie Ihr Humor von verschiedenen Zielgruppen wahrgenommen wird?
Natürlich! Mein Humor hat viel mit der schwäbischen Seele und Sprache zu tun, da ist selbstredend, dass der zum Beispiel in Norddeutschland keine so große Zahl an Menschen erreichen wird. Das Feedback zeigt, dass ich schon Fans in ganz Deutschland habe, aber der Kern wird aus kulturellen Gründen immer im schwäbischen Sprachraum liegen. Speziell in meinem Fall kommt hinzu, dass Schwäbisch seit Jahren nicht zu den beliebtesten Dialekten der Bundesrepublik gehört.
Sie sind auch als Übersetzer tätig. Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, den kulturellen Kontext bei der Übersetzung von Humor zu berücksichtigen?
N.B.: Die nächste Frage gehört da direkt dazu:
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen bei der Übersetzung von Humor, insbesondere bei der Übertragung von Wortwitzen oder kulturellen Anspielungen?
Der kulturelle Kontext ist immer wichtig, weil viele idiomatische Ausdrücke ihre Wurzel in der Kultur der Herkunftssprache haben. In diesem Fall muss man eben das deutsche Äquivalent suchen, das auch oft existiert. Beispiel: „Rede nicht um den heißen Brei“ heißt auf Englisch „Don’t beat around the bush“, also „Klopf nicht um den Busch rum (sondern drauf)“, was aus der Vogeljagd in England stammt, die in Deutschland zur selbe Zeit nicht so populär war – bei uns ging es wohl eher um’s Essen. Und manche Witze funktionieren auf Deutsch gar nicht, weil sie ein kulturelles Wissen voraussetzen. Dann muss man sich etwas komplett Neues einfallen lassen, was ich oft sehr schwer finde, weil es das Original sehr entstellen kann. Daher lese oder schaue ich auch lieber in Originalsprache, was ich aber auch nur in Englisch richtig beherrsche.
Inwiefern beeinflusst Ihre musikalische Begabung Ihren Humor und ihre künstlerische Arbeit im Allgemeinen?
N.B.: Es tut mir so unendlich leid, aber ich weiß absolut nicht, wie ich diese Frage beantworten soll. Ich bin kein Neurobiologe, oder wie ist das gemeint? Ich könnte nur antworten: Ich mache halt auch Musik, aber inwieweit die auf meinen Humor wirkt? Keine Ahnung.
Wie würden Sie den Einfluss des Internets und der sozialen Medien auf die Verbreitung von Humor und Comedy einschätzen?
Der Einfluss ist gigantisch. So wie die Sozialen Medien eben die Verbreitung von Inhalten generell revolutioniert haben. Ob man das positiv oder negativ bewerten möchte, ist eine andere – und umfangreiche – Diskussion.
Wie sehen Sie unsere Gesellschaft heute in Bezug auf Humor und Satire? Gibt es Ihrer Meinung nach Themen, die schwerer zu behandeln sind als andere?
Humor ist zweifelsohne ganz stark Geschmackssache und jede Person hat andere Grenzen, was zunächst einmal vollkommen in Ordnung ist. Meine persönlichen Grenzen sind sehr weit gesteckt und ich kann auch über traurige Sachen Witze machen, wobei ich außerhalb eines geschützten Raumes – also auch in meiner Show – immer meide, Leute um den Preis einer Pointe zu diffamieren oder ihnen weh zu tun. Was mir an unserer Zeit aber auch aufstößt ist, dass Leute sich ganz schnell berufen fühlen, ihre Meinung zu einer humorvollen Äußerung zu sagen, nur weil sie ihnen ganz persönlich nicht passt, obwohl sie sie auch einfach ignorieren könnten. Vordergründig gerieren sie sich damit gerne als selbstlose Moralwächter, dabei geht es eher um sie selbst.
Welche Projekte stehen als nächstes für Sie an, und worauf können sich Ihre Fans in Zukunft freuen?
Ich bin derzeit mit meiner 10-Jahre-Jubiläumsshow auf Tour, arbeite gerade wieder verstärkt an neuen schwäbischen Synchronisationen für das Internet und an zwei Spielfilmprojekten, die allerdings nicht schwäbisch sind. Man muss immer flexibel bleiben, sonst geht der Spaß verloren.
Vielen Dank, Herr Kuhn für Ihre Zeit und Unterstützung